Futter

Natürliches Futter

Klappschildkröten und Moschusschildkröten sind Allesfresser, die fleischliche Kost bevorzugen, wenn sie die Wahl haben. Gefressen wird alles, was ins Maul passt und nicht schnell genug wegrennen kann.

Orientieren Sie sich bei der Fütterung an der Natur!
Falsche oder einseitige Fütterung kann zum Tode führen!

Was füttern?

Das wichtigste bei der Fütterung ist Abwechslung!
Wenn Sie immer wieder etwas anderes anbieten, dann können Sie nicht viel falsch machen.

Klappschildkröten erstaunen immer wieder durch ihren Heißhunger.

Fleischliche Nahrung

Lebendfutter

Lebendfutter ist das ideale Futter, weil es frisch ist und weil der Jagtrieb und die natürlichen Verhaltensweisen gefördert werden. Lebendfutter bekommen Sie beim Zoohändler oder im Tümpel Ihres Vertrauens. Oder Sie züchten es selbst.

Auch Lebendfutter für Zierfische ist geeignet.

Achtung: In Europa sind alle heimischen Amphibien (also Frösche, Kröten, Molche inkl. Laich und Larven/Kaulquappen) streng geschützt und dürfen nicht verfüttert werden. Das selbe gilt für Libellen (und deren Laich/Larven) sowie Weinbergschnecken.

Frostfutter

Ebenfalls sehr gut geeignet ist Frostfutter aus dem Zoohandel

Frostfutter müssen Sie vor dem Verfüttern auftauen!

Das Auftauen geht am schnellsten mit einem Teesieb unter fließendem kalten (!) Wasser.

Auch Frostfutter für Zierfische ist geeignet.

Trockenfutter

Geeignet sind getrocknete ganze Insekten, Würmer, Larven, Fische und Krebstiere. Auf keinen Fall sollten Sie ausschließlich mit Trockenfütter füttern!

So genannte Sticks und Pellets dürfen Sie nur gelegentlich füttern, da sie nicht sehr gehaltvoll sind und eine ungünstige Zusammensetzung haben (auch wenn auf der Verpackung die tollsten Versprechungen stehen)!

Dosenfutter

Neuerdings gibt es auch gekochte Insekten und dergleichen in Dosen zu kaufen. Auch dieses Futter ist gut geeignet.

Frostfutter-Tafel: Convenience Food für die Schildkröte

Pflanzliche Nahrung

An pflanzlicher Nahrung können Sie Romanasalat, Wiesenkräuter und gelegentlich (!) auch Obst und Gemüse reichen (natürlich ungespritzt!). Probieren Sie verschiedene Wasserpflanzen aus, am besten aus eigener Zucht oder von anderen Aquarianern. Sehr gerne werden Wasserhyazinthe (Eichhornia), Vallisnerien und Wasserlinsen genommen.

Wenn das Tier sich pflanzlicher Nahrung ganz verweigert, ist es auch nicht schlimm. Anbieten sollten Sie sie trotzdem immer wieder mal. Manchmal kommt der Appetit auf Grünkost erst mit dem Alter.

Kalziumquellen

Schildkröten brauchen unbedingt Kalziumquellen: Füttern Sie regelmäßig Sepiaschale (gibt’s im Zooladen) und Schnecken.

Die Futtermittel brauchen Sie nicht zu zerkleinern – das kann die Schildkröte schon selber ...

An dieser Stelle haben wir früher auch die Fütterung von Eierschalen empfohlen, jedoch haben wir die Erfahrung gemacht, dass diese von der Schildkröte wieder unverdaut ausgeschieden werden.

Vitamine und andere Zugaben ...

... sind überflüssig und gefährlich! Vitamine können bei Überdosierung sogar tödlich sein. Auch bei Kalzium-Zugaben besteht die Gefahr von Überdosierung. Grundsätzlich sollten Sie es vermeiden, der Schildkröte »heimlich« etwas einzuflößen.

Darf ich Seefisch verfüttern?

Ja!

Aber der hohe Salzgehalt??

Seefisch hat auch keinen höheren Salzgehalt als Süßwasserfisch (fragen Sie einfach mal den Koch oder Meeresbiologen Ihres Vertrauens).

Beachten Sie allerdings, dass Fisch-Filet (egal ob See- oder Süßwasser) kein besonders ausgewogenes Futter ist. Deswegen darf es nur gelegentlich verfüttert werden. Besser sind kleine ganze Fische (mitsamt Kopf und Gräten) sowie ungeschälte Krustentiere (Krabben, Krebse, Garnelen, Krill etc.).

»Heute gibt's Spaghetti!«
(Nur zur Sicherheit: Das sind natürlich keine Spaghetti, sondern Tubifex [Schlammröhrenwürmer])

Schildkrötenpudding

Kochen Sie Ihrer Schildkröte doch mal einen leckeren Schildkröten-Pudding! Hier gibt’s das Rezept:
www.isv.cc/tipps/geleefutter.htm
(Seien Sie aber bei der Dosierung des angegeben Vitaminpräperats vorsichtig oder lassen Sie es ganz weg!)

Linktipp!

Ideen, was sie noch alles füttern können, bekommen Sie auf:

Was sind denn das für Tischmanieren?

Wieviel füttern?

Faustregel: Eine fleischliche Mahlzeit sollte etwa der Kopfgröße der Schildkröte entsprechen. Vegetarische Mahlzeiten dürfen auch größer sein.

Wie oft füttern?

Babys: 1 mal täglich
Ab 6 Monate: Alle 2 Tage
Ab 3–4 Jahre: 2–3 mal in der Woche

(Sie können natürlich auch öfter füttern, wenn Sie entsprechend geringere Mengen füttern. Eine tägliche Fütterung mit geringen Futtermengen ist wahrscheinlich auch naturnäher.)

Warum so wenig?
Das arme Tier verhungert ja!!!

Nein, tut es nicht! Im Gegensatz zum Menschen und zu anderen Säugetieren, die andauernd essen müssen, um ihre Körpertemperatur zu halten, sind Schildkröten wechselwarme Tiere. Sie regulieren ihre Körpertemperatur extrem energiesparend, indem sie sich beispielsweise einfach in die Sonne legen.

Bei Klappschildkröten/Moschusschildkröten kommt hinzu, dass diese sich – im Gegensatz zu Schmuckschildkröten – bevorzugt von energiereicher fleischlicher Nahrung ernähren.

Was den Halter dabei irritiert, ist, dass Klappschildkröten/Moschusschildkröten extrem gefräßig sind und so etwas wie ein Sättigungsgefühl gar nicht zu kennen scheinen.

Lassen Sie sich nicht von Futter-Betteleien erweichen!
Zu schnelles Wachstum führt zu unheilbaren Organschäden!

Schon der alte Brehm warnte vor Überfütterung:

»Sie wird leicht und bald zahm, nimmt ihrem Pfleger die Nahrung aus der Hand und unterscheidet sich von ihren Verwandten vielleicht bloß dadurch, daß sie gieriger frißt als diese. Eine, welche Müller hielt, war zuletzt so feist geworden, daß sie ihre Klappen nicht mehr schließen konnte, weil das Fleisch überall herausquoll. Fischer nennt sie und ihre Verwandten, dieser Gefräßigkeit halber, die Schweine unter den Schildkröten.« (Brehms Thierleben 1883)

Wo füttern?

Wasserschildkröten können nur im Wasser fressen, da sie keinen Speichel besitzen. Sie können aber dennoch gelegentlich Futter auf dem Landteil verteilen. Die Schildkröte wird es dann ins Wasser schleppen und dort verspeisen. Oder sie bleibt auf dem Land und steckt zum Fressen einfach nur den Kopf ins Wasser (was besonders witzig aussieht).

Fütterung von Schildkrötenbabys

Schildkrötenbabys fressen im Prinzip das gleiche wie große Tiere mit ein paar Besonderheiten:

  1. Die Größe des Futters sollte natürlich ein wenig der Größe des kleinen Mauls angepasst sein. Aber auch Babys sind geschickt darin, größere Brocken mundgerecht zu zerrupfen.
  2. Babys ignorieren normalerweise pflanzliche Nahrung.
  3. Es kann vorkommen, dass Babys ausschließlich Lebendfutter akzeptieren.

Tipp 1:
Vertrauen ist gut, Kontolle ist besser!

Messen und wiegen Sie Ihre Schildkröte alle 1–2 Monate, um das Wachstum zu kontrollieren. Wächst die Schildkröte zu schnell, müssen Sie die Futtermenge reduzieren, bzw. weniger eiweißreich füttern. Wächst sie gar nicht, ist sie womöglich krank.

Die Schildkröte sollte nicht mehr als ungefähr 0,5-2 Millimeter pro Monat wachsen. Diese Zahl gilt allerdings nicht für Schlüpflinge: In den ersten 6 Monaten wachsen sie deutlich rasanter.

Zum Messen verwenden Sie einen Messchieber (aka »Schieblehre«), zum Wiegen eine digitale Küchenwaage.

Tipp 2:
Schnell und gehaltvoll füttern mit Frostfutter

Wenn Sie möglichst wenig Arbeit in die Fütterung investieren wollen, gehen Sie folgendermaßen vor:

Gehen Sie 1 mal im Jahr mit einer großen Kühltasche in den Zooladen und kaufen Sie dort von jeder Sorte Frostfutter (auch derjenigen für Zierfische) 1 Tafel. Nun brauchen Sie nur noch am Fütterungstag aus dem Gefrierschrank eine Portion Frostfutter zu nehmen, dann im Tee-Sieb (o. dgl.) auftauen und ins Wasser werfen. An zusätzlichem Futter, brauchen Sie dann nur noch Kalziumquellen (Sepiaschale und Schnecken – siehe oben).

Manche Frostfutter-Sorten sind allerdings zu klein für Schildkröten. In diesem Fall ist es gut, wenn Sie noch ein paar Mitbewohner im Becken haben (Fische oder Garnelen), die sich der Kleinteile annehmen (siehe »Fische & Garnelen«). Fragen Sie gegebenenfalls den Händler nach der Futtergröße.

Die Preise pro 100g für Frostfutter sind zwar reichlich absurd, aber da Klappschildkröten und Moschusschildkröten so klein sind, kommen Sie dabei dennoch nur auf wenige € pro Monat.

Tipp 3: Das Schnecken-Aquarium

Unser Schneckenaquarium (30l) mit »Schloss Schneckenstein«.

Wasserschnecken sind ein besonders wertvolles Futter, das Sie Ihrer Schildkröte nicht vorenthalten sollten!

Mit wenig Aufwand können Sie selbst eine Schneckenzucht aufziehen: Sie brauchen ein kleines Aquarium mit Innenfilter (15l reicht schon aus), eine Leuchte und ein paar Wasserpflanzen.

Dort können Sie beispielsweise Blasen-Schnecken und Posthorn-Schnecken züchten (erstere sind nebenbei, noch ziemlich interessante und erstaunlich flinke Gesellen). Gefüttert wird mit Obst und Gemüse oder Fertigfutter für Zierfische. Jetzt noch ein paar Wochen Geduld und bald schon steht die erste Schnecken-Ernte ins Haus!

Tipp 3: Heimlich füttern

Verteilen Sie das Futter im Becken, so dass die Schildkröte danach suchen muss!

1. hat sie dann was Interessantes zu tun, 2. ist es interessant zu beobachten und 3. verbindet sie dann Ihre Person nicht mit Futter und Sie bleiben (vielleicht) von Betteleien verschont.